Wie die Antifa die Krise der Linken in den USA verschärft

In den USA wird gerade eine historische Gelegenheit verspielt. Die desaströse Präsidentenwahl im Jahr 2016 hätte ein Weckruf sein können, denn ein korruptes politisches System, das den Stimmberechtigten nur die Wahl zwischen zwei unmöglichen Kandidaten lässt, ist nicht mehr demokratisch.

In den USA wird gerade eine historische Gelegenheit verspielt. Die desaströse Präsidentenwahl im Jahr 2016 hätte ein Weckruf sein können, denn ein korruptes politisches System, das den Stimmberechtigten nur die Wahl zwischen zwei unmöglichen Kandidaten lässt, ist nicht mehr demokratisch.

Von Diana Johnstone

Global Research, 24.10.17 ( www.globalresearch.ca/the-harmful-effects-of-antifa/5614797 )

(In den USA) wird gerade eine historische Gelegenheit verspielt. Die desaströse Präsidentenwahl im Jahr 2016 hätte ein Weckruf sein können, denn ein korruptes politisches System, das den Stimmberechtigten nur die Wahl zwischen zwei unmöglichen Kandidaten lässt, ist nicht mehr demokratisch.
Diese Wahl hätte das Signal zur Befassung mit der Realität werden können. Das politische System der USA ist völlig verrottet; es dient nicht mehr der arbeitenden Bevölkerung, sondern nur noch den Konzernen und ihren Lobbyisten (im Kongress), die sie mit hohen Wahlkampfspenden im Amt halten. Die Zeit ist reif für eine echte Alternative, für die Gründung einer (neue n) unabhängigen Bewegung, die den Milliardären das Wahlsystem entreißt und die Kriegswirtschaft in eine Wirtschaft umwandelt, die nur noch dem Wohl der US-Bevölkerung dient. Wir brauchen eine Bewegung, die unseren Staat nach innen und außen befriedet.

Das ist eine große Aufgabe. Aber mit breiter Unterstützung tatkräftiger junger Menschen, die von Tür zu Tür gehen, um eine öffentliche Debatte in Gang zu setzen und eine Massenbewegung für eine wirkliche Demokratie, für Gleichheit und Frieden ins Leben zu rufen, wäre sie zu meistern. In unserer gegenwärtigen Situation könnte ein derartig revolutionäres Programm tatsächlich verwirklicht werden. Dazu müsste die sterbende Linke aber zu neuem Leben erweckt werden und die Führung beim Aufbau einer solchen Bewegung übernehmen. Doch das genaue Gegenteil geschieht.

Soll ein neuer Bürgerkrieg provoziert werden?

Die erste Maßnahme zur Verhinderung einer neuen konstruktiven Bewegung war die irreführende Interpretation des Trumpschen Wahlsieges durch die Mainstream-Medien, mit der die wahren Gründe für die Niederlage Hillary Clintons vertuscht wurden (s. www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_16/LP17116_051216.pdf ). Man erweckte den Eindruck, Trump habe nur gesiegt, weil er von den Russen unterstützt und von "Frauen- und Schwulenfeinden, Fremdenhassern und weißen Rassisten" gewählt wurde (s. www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_16/LP11717_140717.pdf ).

Der wachsende Einfluss solcher Leute zeige das Erwachen "des Faschismus" in den USA mit Trump in der Rolle des "Führers". Auf diese Weise wurden jede Systemkritik und jede Beschäftigung mit den wahren Ursachen für Trumps Erfolg unterbunden; mit der Dämonisierung Trumps gelang es den Clinton-Unterstützern, die Kontrolle über die Demokratische Partei zu behalten und die innerparteiliche linke Opposition auszuschalten (s. dazu auch http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_16/LP06917_030517.pdf ).

In Charlottesville (s. dazu auch

http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-08/gewalt-charlottesville-rechtsextreme-alex-fields/komplettansicht)

haben Gegner und Befürworter eines
Stadtratsbeschlusses (die Statue des Konföderierten-Generals Robert F. Lee zu entfer-

nen, s. de.wikipedia.org/wiki/Robert_Edward_Lee ) einander provoziert: Die Antifa


(s. en.wikipedia.org/wiki/Antifa_(United_States ) ) hat (für die Entfernung des Denk-


mals) demonstriert, um ihren Bekanntheitsgrad in den USA zu steigern (und sich im
"Kampf gegen die Faschisten" zu profilieren). Mit der Relativierung rechter Gewalt ist
Trump in die Falle gegangen, die ihm seine Feinde in Charlottesville gestellt haben (s.

www.sueddeutsche.de/politik/us-praesident-zu-charlottesville-trump-gibt-hass-eine-


buehne-1.3629345 ); sofort danach wurde er als "Rassist" und "Faschist" gebrandmarkt.
Damit hat sich die desorientierte US-Linke auf einen Nebenkriegsschauplatz locken las-
sen: auf die Bekämpfung des "Faschisten Trump" und der "Faschisten in den USA". Das
ist viel bequemer, als die Kriegsdrohungen Trumps gegen den Iran und Nordkorea zurück-
zuweisen – oder gegen die offenen und verdeckten Versuche der US-Regierung, den Mitt -
leren Osten zur Sicherung der regionalen Vormachtstellung Israels umzuformen, gegen
die Vorbereitung eines Atomkrieges gegen Russland und gegen die US-Unterstützung für
die echten Nazis in der Ukraine zu protestieren. Dabei trägt die Billionen Dollars verschlin -
gende globale Kriegspolitik der USA viel mehr zur Gewalt und Ungerechtigkeit in den USA
bei, als die Aktivitäten der relativ wenigen Unbelehrbaren.
Die Linke und die Antifa
Die so genannte "Antifa" soll die wirklich Linken, die mehr soziale Gerechtigkeit und eine
auf das Gemeinwohl ausgerichtete Wirtschaft anstreben, die endlosen US-Angriffskriege
gegen andere Länder beenden wollen und die fortschreitende Militarisierung der US-Poli-
zei und der US-Bevölkerung ablehnen, desorientieren. Die US-Linke muss endlich erken -
nen, dass die Oligarchen des US-Establishments nach der Übernahme der Demokrati-
schen Partei durch die Clinton-Clique ihre Fußtruppen als "Linke" maskieren und sie mit
angeblich "linken Parolen" auf die Straße schicken, um auf diese hinterhältige Weise auch
echte Linke vor ihren Karren zu spannen. Damit wird so viel Verwirrung gestiftet, dass
kaum noch jemand weiß, was "links sein" eigentlich bedeutet.
Die "Clinton-Linke" hat die eigentliche linke Forderung nach wirtschaftlicher und sozialer

Gleichstellung aller Menschen durch ihre "Identitätspolitik" (s. dazu de.wikipe-


dia.org/wiki/Identit%C3%A4tspolitik ) ersetzt, die darin besteht, nur relativ wenigen Frauen,
Schwarzen und Latinos einen spektakulären Aufstieg in die Elite zu ermöglichen, die Be-
dürfnisse der Mehrheit (der Benachteiligten) aber zu ignorieren. Die "Clinton-Linke" hat
auch das Konzept der "humanitären Kriegseinsätze" erfunden, um ihre brutalen Überfälle
auf widerspenstige Staaten als Kampf zur Durchsetzung der Demokratie gegen "Diktato-
ren" verkaufen zu können; damit hat sie auch viele echte Linke getäuscht und zu Unter -
stützern des US-Imperialismus gemacht.
Die Antifa verstärkt diese Desorientierung, indem sie die gemeinsame Entwicklung einer
positiven Alternative durch den Kampf gegen das von ihr definierte "Böse" ersetzt. Mit
ihren Angriffen auf "Dissidenten" (also auf alle, die ihre Ansichten nicht teilen) unterstützt
die Antifa die Position der Neoliberalen, die ebenfalls das "Gespenst des Faschismus" be-
mühen, um ihre Überfälle auf Staaten zu rechtfertigen, in denen sie "Regimewechsel" her-
beiführen wollen.
Die Ausreden der Antifa
Die Antifa versucht mit immer wieder vorgebrachten Ausreden die Argumente derjenigen
zu entkräften, die ihre Gewaltanwendung und die Methoden kritisiert, mit denen sie ver-
sucht, ihre Gegner mundtot zu machen.
1. Die Antifa rechtfertigt ihre Gewaltanwendung mit der Gewaltbereitschaft, die sie ihren
Gegnern unterstellt; die müssten daran gehindert werden, die geplante Ausrottung gan-
zer Personengruppen in die Tat umzusetzen.
Diese Behauptung trifft nachweislich nicht zu, denn die Antifa geht mit dem Etikett "fa-
schistisch" sehr leichtfertig um. Die meisten von der Antifa angefeindeten Menschen
sind keine Faschisten, und sie konnte auch noch nicht nachweisen, dass "Rassisten"

tatsächlich einen Genozid (s. www.politik-lexikon.at/genozid/ ) planen.


2. Die Antifa sei auch auf andere Art und Weise politisch aktiv.
Darum geht es überhaupt nicht. Niemand kritisiert ihre gewaltfreien politischen Aktivitä-
ten. Vorgeworfen werden ihr nur ihre Gewaltbereitschaft und die Unterdrückung anderer
Meinungen. Wenn die Antifa auf Gewalt und Zensur verzichtet, gibt es keinen Grund
mehr, ihr entgegenzutreten.
3. Die Antifa verteidige bedrohte Gemeinschaften.
Dafür wäre sie nicht zu kritisieren, aber dabei bleibt es ja nicht. Bedrohten Gemeinschaf-
ten kann am besten durch die Unterstützung ihrer respektierten Vertreter geholfen wer-

den, und nicht durch selbst ernannte "Zorros" (s. de.wikipedia.org/wiki/Zorro ), die


als maskierte Schlägertrupps auftreten. Was versteht die Antifa unter "bedrohten Ge -
meinschaften"? Es kann sich um eine Gruppe von Menschen wie die LGBT (Lesbian,
Gay, Bisexual und Transgender, also Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender, s.

de.wikipedia.org/wiki/LGBT ) oder um Einzelpersonen wie einen angefeindeten


Studentensprecher einer Universität handeln. Um welche Gemeinschaft ging es bei
ihrem Eintreten für Linwood Kaine, den jüngsten Sohn des Senators und demokrati-
schen Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten Tim Kaine, der am 4. März letzten
Jahres in St. Paul, Minnesota, wegen Anstiftung zum Aufruhr verhaftet wurde, weil er
versucht hatte, eine Pro-Trump-Versammlung im Parlamentsgebäude zu stören? Der

schwarz gekleidete maskierte Kaine-Sohn (s. heavy.com/news/2017/03/linwood-


michael-kaine-arrested-trump-protest-tim-son-woody-mugshot-facebook-minnesota-
march-4-capitol/ ) wurde nur kurze Zeit festgehalten, denn die "unterdrückte Gemein-
schaft", für die er sich eingesetzt hatte, waren die Clinton-Demokraten, und er selbst
entstammt einer Familie, die zur politischen Elite Washingtons gehört.
4. Die Antifa behauptet, für die Erhaltung der Redefreiheit einzutreten, will sie aber Ras-
sisten und Faschisten absprechen, weil ihnen mit vernünftigen Argumenten nicht beizu-
kommen sei und sie mit ihren Hassreden zu Gewalttaten aufriefen.
Das ist eine intellektuelle Kapitulation vor den Feinden der Freiheit. Damit gibt die Antifa
zu, diesen Demagogen mit Argumenten nicht gewachsen zu sein. Die Hassparolen von
Rassisten und Faschisten sollten aber mit überzeugenden Gegenargumenten entkräftet
werden, und die Antifa sollte jede Gelegenheit nutzen, die Hassprediger öffentlich bloß-
zustellen. Wenn sich die Hassprediger nicht auf eine Diskussion einlassen, gestehen sie
damit ihre Niederlage ein. Wenn sie mit körperlicher Gewalt auf die Gegenrede reagie-
ren, hätte die Antifa einen moralischen Sieg errungen, den sie mit Gegengewalt nur wie-
der verspielen kann.
5. Die Antifa besteht darauf, dass der Staat die Rede- und Versammlungsfreiheit zu ga-
rantieren habe und sie einzelnen Bürgern nicht absprechen könne. Im Umgang mitein-
ander sei es den Bürgern aber sehr wohl erlaubt, andere am Reden zu hindern.

Das ist eine sehr sophistische Auslegung der Redefreiheit (s. dazu auch de.wiki-


pedia.org/wiki/Sophismus_(Rhetorik), wenn Leuten mit bestimmten Ansichten die Stö-
rung und Einschüchterung von Rednern mit anderen Ansichten erlaubt sein soll. Als
Fußtruppe der Neoliberalen maßt sich die Antifa an, die Zensur privatisieren zu können
und diesen Job auch noch selbst auszuüben.
Die besonders schändliche verbale Gewalt der Antifa
Die verbale Gewalt der Antifa ist eigentlich noch schlimmer als ihre physische Gewalt,
weil sie viel wirkungsvoller ist (und größeren Schaden anrichtet). Ihre physische Gewalt
wirkt nur kurzfristig und kann nicht verhindern, was wirklich durchgesetzt werden soll. Mit
verbaler Gewalt wird aber häufig eine unvoreingenommene Diskussion über strittige The-
men verhindert, die unbedingt erfolgen müsste.

Alarmiert von Pro-Antifa-Artikeln auf der US-Website Counterpunch (s. www.coun-


terpunch.org/articles/ ) habe ich es gewagt, die Antifa in meinem Artikel "Antifa in Theory

and Practice" (s. www.counterpunch.org/2017/10/09/antifa-in-theory-and-in-practi-


ce/ und www.rubikon.news/artikel/antifa-in-theorie-und-praxis ) zu kritisieren. Ich


habe niemand persönlich angegriffen, die Autoren der Pro-Antifa-Artikel nicht erwähnt und

Mark Bray (s. twitter.com/mark__bray ), dem jungen Akademiker und Ver-


fasser das Buches "Antifa: The Antifascist Handbook" (s. www.amazon.com/Antifa-


Anti-Fascist-Handbook-Mark-Bray/dp/1612197035 ), Respekt erwiesen. Daraufhin wurde
ich auf der FaceBook-Seite des Counterpunch mit einer Flut von Schmähungen übergos-

sen und vom Antifa-Papst Yoav Litvin (s. twitter.com/nookyelur und


www.counterpunch.org/2017/09/20/to-punch-or-not-to-punch-the-american-lefts-


existential-crisis/ ) in E-Mails angegriffen. Die Kampagne gegen mich kulminierte in einem

ebenfalls von Counterpunch veröffentlichten Artikel von Amitai Ben-Abba (s. twit-


ter.com/amitaibenabba?lang=de und www.counterpunch.org/2017/10/16/the-nimpe-


critique-of-antifa/ ). Sowohl Litvin als auch Ben-Abba sind pro-palästinensische Israelis,
was sie in linken Kreisen unangreifbar macht.
Diese Reaktionen sind ein gutes Beispiel dafür, wie die Antifa auf Kritik reagiert. Sie be-
wirft ihre Gegner mit allem, was ihr dazu geeignet erscheint – ohne jedwede Rücksicht auf
Logik oder Relevanz. Auf seiner FaceBook-Seite beschuldigte mich Litvin, "für Marine Le
Pen zu werben", was nicht zutrifft und in unserem Konflikt außerdem irrelevant wäre – nur
weil ich einige sorgfältig recherchierte Artikel über die Politik Frankreichs veröffentlicht
habe.
In seinem "Frontalangriff" (auf der Website Couterpunch) verstieg sich Ben-Abba zu der
völlig abwegigen Behauptung:
"Auf die gleiche Weise wie sie schon Anfang der 2000er Jahre das Massaker von Sre-

brenica (s. de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Srebrenica ) geleugnet hat, um


serbische Nationalisten in Schutz zu nehmen, tritt sie jetzt für weiße Rassisten ein."
Muss ich darauf hinweisen, dass ich dieses "Massaker" nie geleugnet, mich aber gewei-
gert habe, es als "Genozid" einzuordnen? Ich musste auch nicht irgendwelche serbischen
Nationalisten in Schutz nehmen, weil der Krieg damals schon zu Ende war.

Ich gebe auch zu, dass über einige in meinem ersten Artikel (s. unter www.rubi-


kon.news/artikel/antifa-in-theorie-und-praxis ) vertretenen Thesen diskutiert werden kann,
zum Beispiel über meine Meinung zur Einwanderung oder über die nicht von mir vertrete -
ne Behauptung, der am Beginn des 20. Jahrhunderts entstandene Faschismus existiere
auch heute noch. Ich wollte ja eine Diskussion darüber anstoßen, sie ist aber nicht in
Gang gekommen. Stattdessen hat Ben-Abba absurde Vermutungen über meine angebli-
che Einstellung zu Immigranten geäußert. Er schrieb:
"Die Antifa ist ein Schutzschirm, der sich auch über bisher schutzlose Menschen spannt
– über Menschen wie den Bäckergehilfen ohne Ausweispapiere, der die Croissants für
Frau Johnstone backt – um sie vor der Bedrohung durch Neofaschisten zu schützen."
Ist das nicht lächerlich? Ben-Abba unterstellt mir, einen armen Bäckergehilfen auszubeu-
ten, der sich illegal in Paris aufhält, und zu verhindern, dass ihn die Antifa beschützt. Ganz
abgesehen davon, dass ich nur sehr selten ein Croissant esse, haben alle Bäcker in mei -
ner Nachbarschaft gültige Ausweise, und die vielen Afrikaner, die ohne Aufenthaltsgeneh -
migung in meinem Wohnviertel leben, demonstrieren häufig friedlich auf der Straße und
fühlen sich keineswegs von Neofaschisten bedroht. Sie sind offensichtlich nicht auf den
Schutz der Antifa angewiesen. Die allgegenwärtigen Neofaschisten existieren nur in der
Fantasie der Antifa – wie die allgegenwärtigen Antisemiten, vor denen die israelische Re -
gierung ständig warnt.
Die Schlussfolgerungen der Antifa entbehren jeder Logik. Wer als Linker gemeinsam mit
Konservativen und Liberalen meint, es sei falsch gewesen, Libyen zu überfallen und zu
zerstören, vertritt nach Auffassung der Antifa nicht nur faschistoide Ansichten, sondern
schlägt sich auch auf die Seite von Diktatoren – ist also eigentlich selbst ein Faschist. So
argumentiert die Antifa in Frankreich seit Jahren – und jetzt auch in den USA.
Eine besondere Spezialität der Antifa ist die Unterstellung, Kriegsgegner und Autoren, die
diese unterstützen, seien "rotbraun" – wobei "rot" ihre linke Einstellung kennzeichnet und
"braun" suggerieren soll, dass sie eigentlich Faschisten seien. Sie würden nur vorgeben,
links zu sein, weil sie sich aber nicht ständig von den Rechten distanzieren, müssten sie
als "rotbraun" eingeschätzt und unter Quarantäne gestellt werden.
Mit ihrer Behauptung, Minderheiten vor der Bedrohung durch Faschisten schützen zu
müssen, maßt sich die Antifa auch das Recht an, darüber zu entscheiden wer als "Fa-
schist" zu gelten hat.
Was immer die Antifa zu beabsichtigen vorgibt, in Wirklichkeit drängt sie die Linke nur in
eine lähmende Intoleranz, die ein breites Antikriegsbündnis verhindert. Wer vor der Gefahr
eines mit Atomwaffen geführten Dritten Weltkrieges warnt und deshalb eine möglichst
breite Allianz gegen den Krieg fordert, wird sofort als "rotbraun" diffamiert.
Deshalb betreibt die Antifa – wissentlich oder unwissentlich – das Geschäft der Kriegstrei-
ber.
Es wäre sehr unerfreulich, wenn Counterpunch zur Plattform der Antifa würde. Das sollte
diese Website nicht werden. Sie könnte die Veröffentlichung von Schmähartikeln der Anti-
fa verweigern, denn sie hat sich auch nicht an der Kontroverse über die 9/11-Anschläge
beteiligt und die Erwiderungen David Cobb's und Caitlin Johnstone's – die nicht mit mir
verwandt ist – abgelehnt. Sie hätte zu einer Plattform gegen Gewalt und Zensur werden
können, ist es aber nicht geworden. Es gibt einen Unterschied zwischen dem Anstoßen ei-
ner kontroversen Debatte und dem Zulassen einer Verleumdungskampagne.
Diana Johnstone ist die Autorin der Bücher "Fools’ Crusade: Yugoslavia" (Kreuzug der
Narren: Jugoslawien) und "NATO, and Western Delusions" (Die NATO und die Illusionen
des Westens). Ihr neues Buch hat den Titel "Queen of Chaos: the Misadventures of Hillary
Clinton" (Die Chaos-Königin – Hillary Clinton und die Außenpolitik der selbsternannten
Weltmacht, das in deutscher Übersetzung gerade im Westend-Verlag erschienen ist). Sie
ist zu erreichen über diana.johnstone@wanadoo.fr .
(Wir haben den Artikel komplett übersetzt und mit Ergänzungen und Links in Klammern
versehen. Die beschriebenen Verhaltensweisen erinnern fatal an entsprechende Entwick-

lungen in der Bundesrepublik Deutschland, wie zum Beispiel unter www.rubi-


kon.news/artikel/rufmord nachzulesen ist. Weitere Infos über die Autorin finden sich unter

de.wikipedia.org/wiki/Diana_Johnstone . Anschließend drucken wir den Originaltext


ab.)

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The Harmful Effects of Antifa. Crisis of America’s Left
By Diana Johnstone
October 24, 2017
A historic opportunity is being missed. The disastrous 2016 presidential election could and
should have been a wakeup call. A corrupt political system that gave voters a choice bet -
ween two terrible candidates is not democracy.
This should have been the signal to face reality. The U.S. political system is totally rotten,
contemptuous of the people, serving the corporations and lobbies that pay to keep them in
office. The time had come to organize a genuine alternative, an independent movement to
liberate the electoral system from the grip of billionaires, to demand a transition from a war
economy to an economy dedicated to improving the lives of the people who live here.
What is needed is a movement for the pacification of America, at home and abroad.
That is a big order. Yet this approach could meet with wide support, especially if vigorous
young people organized to stimulate popular debate, between real live people, from door
to door if necessary, creating a mass movement for genuine democracy, equality and
peace. This is as revolutionary a program as possible in the present circumstances. A mo-
ribund left should be coming back to life to take the lead in building such a movement.
Quite the opposite is happening.
Provoking a new Civil War?
The first step toward preventing such a constructive movement was a false interpretation
of the meaning of the Trump victory, massively promoted by mainstream media. This was
essentially the Clintonite excuse for Hillary’s loss. Trump’s victory, according to this line,
was the product of a convergence between Russian interference and the votes of “misogy-
nists, racists, homophobes, xenophobes, and white supremacists”. The influence of all tho-
se bad people indicated the rise of “fascism” in America, with Trump in the role of “fascist”
leader.
In this way, criticism of the system that produced Trump vanished in favor of demonization
of Trump the individual, making it that much easier for the Clintonites to solidify their con -
trol of the Democratic Party, by manipulating their own leftist opposition.

The events of Charlottesville resembled a multiple provocation, with pro- and anti-statue
sides provoking each other, providing a stage for Antifa to gain national prominence as sa-
viors. Significantly, Charlottesville riots provoked Trump into making comments which were
seized upon by all his enemies to brand him definitively as “racist” and “fascist”. This gave
the disoriented “left” a clear cause: fight “fascist Trump” and domestic “fascists”. This is
more immediate than organizing to demand that the United States end its threats against
Iran and North Korea, its open and covert project to reshape the Middle East to ensure Is -
rael’s regional dominance, or its nuclear buildup targeting Russia. Not to mention its sup -
port for genuine Nazis in Ukraine. Yet that trillion dollar policy of global militarization contri-
butes more to violence and injustice even in the United States than the remnants of tho -
roughly discredited lost causes.
The Left and Antifa
All those who are sincerely on the left, who are in favor of greater social and economic
equality for all, who oppose the endless aggressive foreign wars and the resulting militari -
zation of the American police and the American mentality, must realize that, since the Clin-
tonian takeover of the Democratic Party, the ruling oligarchic establishment disguises itself
as “the left”, uses “left” arguments to justify itself, and largely succeeds in manipulating ge-
nuine leftists for its own purposes. This has caused such confusion that it is quite unclear
what “left” means any more.
The Clintonian left substituted Identity Politics for the progressive goal of economic and so-
cial equality, by ostentatiously coopting women, blacks and Latinos into the visible elite,
the better to ignore the needs of the majority. The Clintonian left introduced the concept of
“humanitarian war” to describe its relentless destruction of recalcitrant nations, seducing
much of the left into supporting U.S. imperialism as a fight for democracy against “dicta-
tors”.
Antifa contributes to this confusion by giving precedence to the suppression of “bad” ideas
rather than to the development of good ones through uninhibited debate. Antifa attacks on
dissidents tend to enforce the dominant neoliberal doctrine that also raises the specter of
fascism as pretext for aggression against countries targeted for regime change.
Antifa’s excuses
Antifa has several favorite arguments to justify itself those who criticize its use of force and
intimidation to silence its adversaries.
1. Its violence is justified by the implicit violence of its enemies who if left alone plan to
exterminate whole groups of people.
This is demonstrably untrue, as Antifa is notoriously generous in distributing the fascist
label. Most of the people Antifa targets are not fascists and there is no evidence that
even “racists” are planning to carry out genocide.
2. Antifa is engaged in other political activity.
That is completely beside the point. Nobody is criticizing that “other political activity”. It
is the violence and the censorship which are the hallmarks of the Antifa brand, and the
target of criticism. Let them drop the violence and the censorship and get on with their
other activities. Then nobody will object.
 

3. Antifa defends threatened communities.
But that is certainly not all they are doing. Nor is that what its critics are objecting to.
Actual defense of a truly threatened community is best done openly by respected mem-
bers of the community itself, rather than by self-styled Zorros who arrive in disguise.
The problem is the definition of the terms. For Antifa, the victim community can be a
whole category of people, such as LGBTQI, and the threat may be a controversial spea-
ker at a university who could say something to hurt their feelings. And what community
was being defended by Linwood Kaine, younger son of the Democratic Party Vice Pre-
sidential candidate, Senator Tim Kaine, when he was arrested in St Paul, Minnesota,
last March 4 on suspicion of felony second-degree riot for attempting to break up a pro-
Trump rally at the State Capitol? Although Kaine, dressed in black from head to toe, re-
sisted arrest, the matter ended there. What downtrodden community was the young Kai-
ne defending other than the Clintonite Democrats? His own privilege as a family mem-
ber of the Washington political elite?

4. Antifa claims that it is in favor of free speech in general, but racists and fascists are
an exception, because you can’t reason with them, and hate speech is not speech but
action.
This amounts to an astounding intellectual surrender to the enemy. It is an admission of
being unable to win a free argument. The fact is that speech is indeed speech, and
should be countered by speech. You should welcome the chance to debate in public in
order to expose the weaknesses of their position. If indeed “you can’t reason with them”,
then they will shut down the discussion and you don’t have to. If they resort to physical
attack against you, then you have the moral victory. Otherwise, you’re giving it to them.
5. Antifa insists that the Constitutional right to free speech applies only to the State.
That is, only the government is banned from depriving citizens of the right to free
speech and assembly. Among citizens, anything goes.
This is a remarkable bit of sophistry. Bullying and intimidation are okay if done by an un-
official group. In keeping with neoliberalism, Antifa is out to privatize censorship, by ta-
king over the job itself.
Verbal Violence
The verbal violence of Antifa is worse than their physical violence insofar as it is more ef -
fective. The physical violence is usually of minor consequence, at most temporarily pre-
venting something that will happen later. It is the verbal violence that succeeds most in
preventing free discussion of controversial issues.
Alarmed by the proliferation of pro-Antifa articles on CounterPunch, I ventured to write a
critique, Antifa in Theory and Practice. My criticism was not personal; I did not mention the
authors of those pro-Antifa CounterPunch articles and my mention of author Mark Bray
was respectful. The result was a torrent of vituperation on CounterPunch’s FaceBook
page, as well as in a hostile email exchange with star Antifa champion Yoav Litvin. This
culminated with a hit piece by Amitai Ben-Abba published on CounterPunch itself. Note
that both Litvin and Ben-Abba are Israelis, but pro-Palestinian, which provides the two with
impeccable left credentials.
These reactions provided a perfect illustration of Antifa discussion techniques. It is a sort
of food fight, where you just throw everything you can pick up at the adversary, regardless
8/10of logic or relevance. On the FaceBook page, Litvin, on the basis of my past carefully ob -
jective articles on French politics, accused me of “shilling for Marine Le Pen”. Irrelevant
and inaccurate.
In his hit piece Ben-Abba dragged in this totally off-topic assertion:
“Much in the same way that her early ’00s pseudo-historical denial of the massacre in
Srebrenica worked to embolden Serbian nationalists, her present analysis can embol-
den white supremacists.”
Need I point out that I never denied the “massacre” but refuse to label it “genocide”, nor
did Serbian nationalists ever need my humble opinion in order to be “emboldened” – espe-
cially since the war was over by then.
I happily grant that there are issues raised in my initial article that deserve debate, such as
immigration or whether or not the “fascism” of the early twentieth century still exists today.
Indeed my whole point was that such issues deserve debate. That’s not what I got. Ben-
Abba came up with this imaginary allusion to the immigration issue:
“‘antifa’ is a broader umbrella term that allows formerly unaffiliated folks (like the sans-
papiers migrant baker who makes Johnstone’s croissants) to participate in defense of
their communities against neo-fascist intimidation.”
Very funny: I am exploiting some poor undocumented baker and preventing him from
being defended. Aside from the fact that I very rarely to eat a croissant, the bakers in my
neighborhood are all fully documented, and moreover this largely immigrant neighborhood
is the scene of frequent peaceful street demonstrations by African sans-papiers clearly not
intimidated by neo-fascists. They obviously do not need Antifa to protect them. This fanta-
sy of omnipresent neo-fascism is as necessary to Antifa as the fantasy of omnipresent an-
ti-Semitism is to Israel.
Antifa rhetoric specializes in non sequitur. If you agree with some conservative or libertari-
an that it was wrong to destroy Libya, then you are not only guilty of association with a pre-
fascist, you are a supporter of dictators and thus probably a fascist yourself. This has been
happening in France for years and it’s just getting started in the United States.
The Antifa specialty is labeling anti-war activists and writers as “red-brown”, red for left and
brown for fascist. You may pretend to be on the left, but if we can find the slightest asso-
ciation between you and someone on the right, then you are a “red-brown” and deserve to
be quarantined.
By claiming to defend helpless minorities from a rising fascist peril, Antifa arrogates to
itself the right to decide who is, or might be, “fascist”.
Whatever they think they are doing, whatever they claim to be doing, the one thing they re-
ally are doing is to tie the left into such sectarian intolerance that any broad inclusive sin-
gle-issue anti-war movement becomes impossible. Indeed, it is precisely the imminent
danger of nuclear World War III that leads some of us to call for a non-exclusive single is -
sue anti-war movement – thus setting ourselves up as “red-brown”.
That is why Antifa – unwittingly let us say – is running interference for the war party.
It is most unfortunate to see CounterPunch become a platform for Antifa. It didn’t have to.
The site is quite able to reject articles, as it has systematically rejected contentions about
9/109/11 or as it rejected David Cobb’s and Caitlin Johnstone’s (no relative) right to respond. It
could have taken a principled stand against calls for violence and censorship. It did not do
so. It is one thing to encourage debate and quite another to sponsor mud wrestling.
Diana Johnstone is the author of Fools’ Crusade: Yugoslavia, NATO, and Western Delusi-
ons. Her new book is Queen of Chaos: the Misadventures of Hillary Clinton. She can be
reached at diana.johnstone@wanadoo.fr
www.luftpost-kl.de
VISDP: Wolfgang Jung, Assenmacherstr. 28, 67659 Kaiserslautern
10/10

 

 

 

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